Autogas-Einbau am W124 E 36 AMG T-Modell (M104 E36)
Gasanlage: Prins VSI


Moin Moin,

auch wenn einige wohl den Kopf schütteln werden...
Ich habe eine LPG Anlage in einen originalen, soweit "unverbastelten", AMG eingebaut!

Bei der Auswahl der Gasanlage habe ich mir keine großen Qualen bereitet.
Es stand eigentlich schon im Voraus fest, dass es eine Prins Anlage wird.
In einen Mercedes gehört auch eine Prins rein, der Mercedes unter den LPG-Anlagen.
Habe mir also eine Prins VSI gekauft und dazu einen stehenden Irene Tank, 53L Brutto.

Bei meinem Einbau gebe ich mir Mühe, die beste Lösung zu finden.
Das bedeutet:
-möglichst keine Kompromisse
-möglichst wenige Veränderungen an der Substanz
-sauberer, diskreter Einbau

Bei den Umrüstern stehen die 3 Punkte in der Regel wohl nicht an der Tagesordnung.

Hier die Etappen des Umbaus:




1. Motor "in Schuss" bringen


Gleich nach dem Kauf des AMGs habe ich zuerst eine gründliche Wartung durchgeführt:
- Motoröl (5W50) + Filter gewechselt
- Luftfilter erneuert
- Automatikgetriebeöl (ATF IID) + Filter gewechselt
- Differentialöl gewechselt (75W140)
- Servolenkungsöl (Febi nach Blatt 236.3) + Filter gewechselt
- Hydrauliköl (Vaico ZH-M) gewechselt + Sieb gereinigt
- Motorkabelbaum komplett erneuert (Silikon)
- Zündkabel erneuert (NGK)
- Zündkerzen erneuert (Mercedes)
- Zylinderkopfdeckeldichtung erneuert
- LMM erneuert (wegen Drehzahlschwankungen)

Die Zylinderkopfdichtung wurde schon beim Vorbesitzer erneuert und ist soweit in Ordnung.
Andere "Kinderkrankheiten" hat der M104 eigentlich soweit nicht.


Motorkabelbaum ausgebaut, Ventildeckel abgenommen:
Der Motor ist von innen soweit sauber. Keine Verschlammungen oder Verharzungen.


 

 

Ventildeckel mit neuer Dichtung verbaut
neue Zündkerzen und neue Zündkabel eingebaut






Sofern sich zeitgleich ein lauter Riementrieb meldete,
habe ich Rippenriemen, Umlenkrolle erneuert und die Lichtmaschine getauscht.
Ich habe einen 150A Generator aus einem W210 E430 drin.
Hierfür musste die Riemenscheibe von der W124 90A LiMa übernommen werden.









2. Kühlsystem spülen

Danach folgte eine Kühlsystemspülung mit Zitronensäure (siehe WIS M117).
Ich wollte halt auf Nummer sicher gehen... Ein gesundes Kühlsystem ist das Rückgrad jedes Motors.
Besonders beim M104 ist das Kühlsystem recht empfindlich, was Wartungsstau angeht.
Beim M104 sollte man regelmäßig, d.h. alle 2-3 Jahre, das Kühlmittel erneuern.
Denn der Guss-Motorblock und der Aluminium-Zylinderkopf "vertragen" sich nicht wirklich...
Alte Kühlflüssigkeit, die keinen Korrosionsschutz mehr bietet, fördert dann das Zerfressen des Zylinderkopfes.

Die Spülung verlief wie folgt:
- Zündung an, Heizmatic auf max. Wärme stellen
- altes Kühlmittel ablassen (Plastik-Ablassschraube am Kühler, 17er Ablassschraube am Motorblock Beifahrerseite)
- Schrauben zudrehen
- Leitungswasser auffüllen
- Motor ein paar Minuten laufen lassen
- Wasser an Block und Kühler ablassen, Schrauben zudrehen
- Deckel am Ausgleichsbehälter aufdrehen, abnehmen

Einfüllen der Zitronensäuespülung
- etwa 500 Gramm Zitronensäure in 5 Liter Leitungswasser lösen, in den Ausgleichsbehälter füllen
- Rest mit Leitungswaser auffüllen
- Motor etwas 15 Minuten mit erhöhter Motordrehzahl laufen lassen (ca. 2000-2500Upm)
- Wasser an Block und Kühler ablassen, Schrauben zudrehen

Jetzt muss die verbleibende Zitronensäure aus dem System gespült werden
- Entlüftungsschlauch Kühler-Ausgleichsbehälter abziehen, statt dessen Gartenschlauch am Nippel des Kühler aufziehen
- Leitungswasser aufdrehen, das Kühlsystem wird nun über den Gartenschlauch versorgt
- warten bis das Kühlsystem gefüllt ist (läuft aus dem Ausgleichsbehälter über)
- Motor starten, wieder mit erhöhter Motordrehzahl laufen lassen
- Aus dem Ausgleichsbehälter sollten periodisch Flocken, Reste austreten
- Sobald klares Wasser austritt, ist das System anständig gespült!

Einfüllen des neuen Kühlmittels
- Wasser ablassen an Block und Kühler, Schrauben zudrehen
- Kühlmittelgemisch 50% Kühlerfrostschutz/ 50% destilliertes Wasser einfüllen
- ein paar Runden drehen, Stand kontrollieren (es wird noch einiges reingehen)
- mehrfach nachkontrollieren, das System entlüftet sich zwar selbst... aber träge





Der LPG Einbau kann beginnen!





3. Einbau Verdampfer


Da nach der Spülung das Kühlsystem leer war, konnte ich mit dem Einbau des Verdampfers
und dessen Anschluss an das Kühlsystem beginnen.

Der einzig verfügbare Platz im M104 HFM Motorraum ist neben dem ABS Regelblock.
Dazu musste ein Halter geschweisst werden.
Befestigt ist er mit 2 Schrauben im Längsträger sowie mit einer Schraube am leeren Massepunkt.


Die Versorgung des Verdampfers erfolgt über den "kleinen" Kühlkreislauf.
Abgezapft wird das Kühlmittel an der Spritzwand mittels T-Stück vom Zulauf des Heizungswassers.
Der Rücklauf erfolgt in den Heizkreislauf beim Luftfiltergehäuse. Wieder mit T-Stück und 90° Formschlauch - der Optik wegen.

Eine gummiummantelte Schelle sichert den Schlauch gegen Verdrehen usw.

 

Der Rücklaufschlauch verschwindet zum Teil unter der Abdeckung:




Der Verdampfer nun mit dem Kühlwasser verbunden:





4. Gasversorgung

Als Gasleitung habe ich die klassische Kupfervariante gewählt.
Auf Grund der hohen Motorleistung (200kW) habe ich 8mm Leitungen verbaut.
Flexible Gasleitung wäre natürlich wesentlich einfacher und schneller... Aber halt nicht so perfekt.
Für die Kupferleitung nutze ich die originalen Befestigungspunkte der Niveauleitungen.
Die Leitungsführung hinter den Hitzeschutzblechen auf der Beifahrerseite ist wirklich abtörnend.
Davon habe ich nachts immer noch Alpträume :D

Lediglich am Fahrschemel musste ich 3 Löcher bohren, um eigene Schellen zu befestigen.
Das Endstück zum Verdampfer mache ich allerdings mit einer flexiblen Leitung.
Das erleichtert den Ausbau des Verdampfers. Z.B. zum Wechsel des Klimatrockners.

Auch den Tank habe ich per flexibler Gasleitung angeschlossen.
Den Übergang habe ich unter der Benzinpumpenabdeckung gemacht.
Ab da läuft statt Kupferleitung 8mm Flexleitung zum Tank.
Und zwar geschützt in einem Kabelschutzrohr, über der Hinterachse, am BenzinTank entlang
und am linken Längsträger durch einen Stopfen rein in die Reserveradmulde.


Für diese Arbeiten benötigt man natürlich einiges an Werkzeug :)








Den Einbau habe ich nur mit Rampen geschafft. Nicht einfach, aber machbar...


Hier die LPG Leitung (die schwarze entlang der grünen Hydraulikleitungen):






Und hier am Fahrschemel wieder rüber auf die Beifahrerseite...





Der Tank bekam einen angefertigten Halter:

 



Jetzt müssen nur noch Füllschlauch und Entnahmeschlauch angeschlossen werden.
Das wird ein Spaß...








5. Elektronik

Im Gegensatz zu den ganzen Pfuschlösungen der Umrüster (es gibt sicherlich auch einige wenige gute)
habe ich das Steuergerät nicht neben den Scheinwerfer gesetzt oder auf die Batterie gelegt...
Sondern habe es in das Steuergeräteabteil verbannt. Auch das Enspritzmodul fand dort Platz.
So bleibt der Motorraum aufgeräumt und wartungsfreundlich.


Masse und 12V fanden sich in naher Reichweite direkt an den Verteilern neben der Batterie.
Die Kabel zur Lambdasonde und für den Umschalter sowie das Tankventil gehen direkt runter in den Beifahrerfussraum.



Trotz nahezu Vollaustattung gab es noch einen Platz an der Sonne für das Prins Steuergerät









Ein schönes Kabelwirrwarr... Aber es ist alles machbar!







Und die Kabel für den Innenraum...










Der neue MKB wurde "getrennt", um das Einspritzssignal für die Prins Anlage "abzufangen".

Im Gegensatz zu den Umrüstern habe ich die LPG Anlage nicht einfach so eingelötet, sondern mit SuperSeal Steckern eingebunden.
Wenn mal das LPG Steuergerät ausfallen sollte, dann kann ich innerhalb von 2 Minuten die LPG Anlage abklemmen
und wieder auf Originalkabelbaum zurückstecken, so dass ich weiterfahren kann und nicht nach einem Lötkolben suchen muss ;)

Die Stecker habe ich nur gecrimpt, nicht gelötet.
Um etwaiger Korrosion vorzubeugen, habe ich die Adern noch in Batteriepolfett getaucht.

Die Stecker sind Verwechslungssicher. Ein 3er und ein 4er Stecker. Im 4er Stecker wird auch das Zündungsplus abgegriffen.








 

 




Nach 9 Monaten Ruhe - aus Zeitmangel - habe ich den Umbau fortgesetzt.

Zuerstmal schön gestaubsaugt und den Innenraum zerlegt.
Die Kabel sollen ja ordentlich in den Kabelkanälen verlaufen und nicht unter die Einstiegsleisten geklemmt werden...
Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich mal den alten Wechsler ausgebaut
und noch weitere Kilos an Kabelbäumen von alten Funktelefonen usw. rausgeholt.











Dann habe ich es endlich vollbracht und den Tank angeschlossen.
Dazu hatte ich mir zig verschiedene Winkelverbinder bestellt,
und mir so das, in meinen Augen, optimalste System zusammengestellt:








Der schlimmste Teil, wo jedes Sammlers Herz blutet, war die Bohrorgie in der Karosse.
Ich habe ganze 3 Löcher bohren müssen :P :]







Dann die Löcher vor Rost versiegelt und meinen selbstgefertigten Tankwinkel montiert.
Einen 1/2" Füllschlauch konnte ich ohne Bohren nicht verlegen, so dass ich auf 8mm Schlauch ausgewichen bin.









Als Einfüllstutzen nutze ich eine Tankplatte mit ACME Anschluss hinter dem Tankdeckel.
Keine Minibetankung, die die Tankdauer erhöht.
Der deutsche Befülladapter kann auch immer dranbleiben.
An die Tankdeckelinnenseite klebe ich noch ein kleines Stück Moosgummi o.Ä. ran,
so dass der Befülladapter auch stets sauber bleibt...


Den Tankwinkel habe ich aus Alu-U-Profil ausgeschnitten.
Den großen Tankadapter eingearbeitet.
Danach in schwarz seidenmatt pulverbeschichten lassen.
Und heute noch 2 Gewinde für die beiden Befestigungsschrauben geschnitten.

Ich denke, damit kann man sich an der Tanke sehen lassen 8)









So, jetzt fehlt nur noch ein bisschen Verkabelung und die Montage der Einblasventile ;(



Wollte am Sonntag die Ansaugbrücke demontieren und die Einblasdüsen einsetzen.
Aber da musste ich mit Erschrecken feststellen, dass das nicht so einfach geht.
Um Benzinrail und Ansaugbrücke abzubauen, müsste ich den Motor halb zerlegen (Ölfiltergehäuse ab, Thermostat ab uvm.)
Also musste ich einen Kompromiss mit meinem Gewissen eingehen X(
Ich habe Löcher gebohrt, ohne die Brücke abzubauen.
Es wurde aber penibelst gesaugt, so dass eigentlich keine Plastespäne in den Ansaugtrakt gekommen sein müssten.
Dann mit 4,5mm Bohrer vorgebohrt und M6x1 Gewinde für die Einblasdüsen geschnitten.
Die Düsen wurden zur Abdichtung mit Dirko HT eingeschraubt.

Des Weiteren musste ich konstatieren, dass ich mit eingebautem Rail
die Düsen nicht in unmittelbarer Nähe der Einspritzdüsen einschrauben könne.
Also habe ich die Einblasdüsen etwa 10cm von den Benzindüsen entfernt verbaut.
Sollte es mir im Nachhinein Probleme bereiten, so komme ich um den Neubau nicht rum.
Aber theoretisch sollte es trotzdem klappen.






Des Weiteren habe ich heute den Gasfilter verbaut.
Der "neue" Prins Gasfilter ist ein ungemein unhandlicher Brocken.
Habe mir fast die Finger gebrochen...
Auf dem Radhaus gab's noch nen freien Stehbolzen,
wo die Halterung des Gasfilter seinen Platz fand.











So, und am Montag habe ich den Umbau vollendet. Injektoren verbaut, verschlaucht.
Die zu kurzen Kabel zum Verdampfer verlängert, das Drehzahlsignal angezapft.






Was soll ich sagen? Der Tee läuft :D
Auf Gas sogar besser als auf Benzin.
Jetzt weiss ich definitiv, dass bei mir eine Benzineinspritzdüse nicht mehr gut ist.


Mein erster Tankvorgang (hab noch nie LPG getankt) lief zügig, hatte es mir schlimmer vorgestellt.


Hab den Wagen mit Standardeinstellung in unterschiedlichen Lastbereichen bewegt...
Alles pefekt. Temperatur gut, Motorlauf gut :D :D :D :D :D

Ich kann nicht klagen!

Werde mich noch zum Thema Feinjustierung einlesen,
aber bis jetzt bin ich sehr zufrieden von meiner eigenen Leistung 8)

Gruß Rod



Fortsetzung folgt !

P.S.
Webhostinggebühren, Spesen für die Recherche, Alkoholika... eine Website wie diese kostet neben Zeit auch viel Geld,
was nicht allein über Werbeanzeigen gedeckt werden kann. Wenn Dir also die Anleitung(en) geholfen haben
und du dich mit einer kleinen Spende revanchieren möchtest, würde ich mich sehr freuen!