Das Öl altert wie alle anderen Öle und dadurch nimmt der Schlupf (Durchrutschen) zu
und der Schaltkomfort wird negativ beeinträchtigt.
Neben Abrieb und Ölkohle kann das Getriebe auch Wasser ziehen z.B. durch Kondensat.
Dieses Wasser führt zur Korrosion und beeinträchtigt zusätzlich die Schmierfähigkeit.
Später führt dies alles dann zu heftigen Schlägen beim Schalten,
mit der Zeit erhöht sich der Verschleiss immer mehr und nach kurzer Zeit ist das Getriebe defekt...
Mercedes schreibt für die Getriebe des Typs 722.3 und 722.4 ein Ölwechselintervall von 60TKM
unter normalen Bedingungen vor. Bei extremer Belastung sollen die Intervalle verkürzt werden.
Der Ölwechsel ist relativ schnell, unkompliziert und sollte besonders bei unseren alten Getrieben,
die zum Teil schon fast 30 Jahre alt sein können, auf keinen Fall
vernachlässigt werden.
Denn regelmäßige Ölwechsel beugen einem teuren Getriebeschaden vor...
Kann man das Automatikgetriebeöl denn selber wechseln?
Ja, man kann es!
Für den Ölwechsel im AG werden folgende Teile benötigt:
- Bremsenreiniger
- fusselfreie Lappen
- kleiner Trichter
- Drehmomentschlüssel mit 5er Inbus und 10er Sechskantnuss
- Seitenschneider
- 2 Kabelbinder
- Kreuzschlitzschraubendreher
4 Zylinder Modelle
- passendes ATF-Öl* Ölfüllmenge beim kompletten Wechsel
- neuen Ölfilter A1402770095 - 15,04 Brutto @ 2010
- neue Dichtung A1402710080 - 8,44 Brutto @ 2010
- Dichtring Ablassschraube (10x20 CU) A1402710060 - 0,60 Brutto @ 2010
- Magnet in Ölwanne A1693710003 - 10,09 Brutto @ 2010
- Dichtring Ablassschraube Wandler (10x13,5 AL) N007603010100
Die Wandlerablassschraube entfiel etwa Mitte 1999. Ohne sie ist ein Ablassen aus dem Wandler nicht möglich.)
optional:
- neue Ablassschraube A0009976532 (M10x1x11 MM)
- neue Ablassschraube Wandler N000000000648
- Befestigungsschrauben Ölwanne 6x A1409904601
6 Zylinder Modelle
- passendes ATF-Öl* etwa 6,3 Liter Ölfüllmenge beim kompletten Wechsel
8 Zylinder Modelle
- passendes ATF-Öl* etwa 7,7 Liter Ölfüllmenge beim kompletten Wechsel
*kleiner Exkurs zum Thema ATF Öl für 722.3/ .4/ .5 Getriebe
Diese Getriebe wurden damals mit "ATF IID" Ölen entwickelt.
Es wurde schon mehrfach festgestellt, dass z.B, ATFIII etwas "aggressiver" ist und die Bremsbänder auflösen kann,
was zum Rutschen beim Schalten führt.
Ich fahre daher ATF IID (3€/ Liter Addinol) und bin sehr zufrieden.
Mein Getriebe ist 15 Jahre alt... Im Motorraum werkelt ein fast 300PS AMG Motor... Und das "öde" ATF IID reicht trotzdem!
Öle ab 236.10, d.h. auch 236.14 sind für Getriebe mit geregelter Wandlerüberbrückungskupplung (KüB)
und Lamellenkupplungen statt Bremsbändern konzipiert, sprich ab 722.6 und aufwärts.
Diese Getriebe haben besondere Anforderungen an die Reibwerte des Öles, deshalb ist auch der Markt der Öle so "dünn".
Deshalb beim Ölkauf auf folgende Freigaben achten:
236.6 (Liste der freigegebenen Öle)
oder 236.7 (Liste der freigegebenen Öle)
Das
236.8 (Liste der freigegebenen Öle) ist ein Vollsynthetiköl (ATF IIE) - von MB nur für arktisches Klima freigegeben
Also, folgendermaßen wird der Getriebeölwechsel durchgeführt:
I. Öl Ablassen
- Fahrzeug warmfahren
- auf Auffahrrampen, die Bühne oder Grube
- Ölwannenschraube öffnen (etwa 2-3 Liter Öl, 5er Inbus)
- Wandlerschraube öffnen (etwa 5 Liter Öl, 5er Inbus)
- Kabelbinder abschneiden
- Ölwanne abschrauben (6x 10er Sechskant)
- Ölfilter abschrauben (3x Kreuzschlitz)
- Öl weiter abtropfen lassen, Schaltschiebergehäuse aus allen Seiten mit Bremsreiniger abspülen |
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II. Reinigung
- während dessen Ölwanne mit vielen Lappen und Bremsenreiniger säubern
- Auflagefläche für Dichtung der Ölwanne am Getriebe reinigen
- neuen Ölfilter einsetzen und festschrauben
- neue Dichtung auf die Ölwanne aufsetzen, leicht mit Öl anfeuchten
- Wandlerschraube und Ölwannenschraube zudrehen (6Nm), dabei neue Dichtringe verwenden
- Ölwanne an Getriebe anschrauben (9Nm)
III. Öl Einfüllen
Das Getriebe sollte beim Einfüllen des Öls abgekühlt sein.
Die Einfüllöffnung bzw. das Rohr für den Peilstab befindet sich auf der Beifahrerseite, hinten am Motor.
- Motor ist aus
- Öl einfüllen, zuerst etwa 4-5 Liter
- Motor in P starten
- etwas Öl nachkippen
- sollte der Wagen auf
Auffahrrampen stehen, runterrollen lassen, so dass der Wagen waagerecht steht
-
alle Gänge (P-R-D-3-2) mit einem Intervall von etwa 5 Sekunden durchschalten
(Mit dem Durchschalten jedes Ganges füllt man Schieberkasten/ Ventile, die beim Ablassen leergelaufen sind)
- Den Motor laufen lassen und weiter Öl auffüllen, bis der Ölstand korrekt ist (mit dem Messtab prüfen).
Der Ölmesstab hat 2 Bereiche, einmal bei 30 ° und einmal 80°.
Der Unterschied zwischen Min. und Max. beträgt ca. 300ml - daher nicht zu viel auf einmal nachkippen;)
Viel Erfolg!
P.S.
Webhostinggebühren, Spesen für die Recherche, Alkoholika... eine Website wie diese kostet neben Zeit auch viel Geld,
was nicht allein über Werbeanzeigen gedeckt werden kann. Wenn Dir also die Anleitung(en) geholfen haben
und du dich mit einer kleinen Spende revanchieren möchtest, würde ich mich sehr freuen!
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